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3. Gute Lizensierungs- und Urheberrechtspraxis: die Theorie

Die Lizenz, die Sie wählen, bestimmt die rechtlichen Beziehungen, die Sie mit Ihren Mitprogrammierern und Benutzern aufnehmen möchten. Das Copyright, unter das Sie die Software stellen, wird hauptsächlich als eine verbindliche Erklärung Ihres Rechts funktionieren, Lizenzbestimmungen auf die Software und von ihr abgeleitete Werke zu setzen.

3.1 Open Source und Urheberrecht

Alles was nicht public domain ist, unterliegt einem Copyright, möglicherweise auch mehreren. Gemäß der Berner Konvention (die seit 1978 US-Recht ist) muß das Urheberrecht nicht ausdrücklich erklärt werden. Das heißt: der Urheber eines Werks besitzt das Urheberrecht daran, auch wenn das Werk nicht mit einer ausdrücklichen Copyright-Notiz versehen ist.

Wer als Urheber eines Werks gilt, kann ziemlich kompliziert sein, besonders bei Software, an der mehrere Leute gearbeitet haben. Deshalb sind Lizenzen wichtig. Indem man die Bestimmungen herausstellt, unter denen ein Werk benutzt werden kann, bewilligt man den Benutzern Rechte, die diese vor willkürlicher Verfolgung durch die Copyright-Halter schützen.

In geschützter Software dienen die Lizenzbestimmungen dazu, das Copyright zu schützen. Sie sind ein Weg, den Benutzern wenige Rechte zu bewilligen, während soviel Rechtsbereiche wie möglich für den Eigentümer (den Copyright-Besitzer) reserviert werden. Der Copyright-Besitzer ist sehr wichtig. Die Lizenz-Ausrichtung ist meist so einschränkend, daß die genauen technischen Einzelbestimmungen für gewöhnlich unwichtig sind.

Bei Open Source Software ist die Situation gewöhnlich genau das Gegenteil; das Copyright existiert um die Lizenz zu schützen. Die einzigen Rechte, die der Copyright-Besitzer immer behält, ist es, die Lizenz geltend zu machen. Andernfalls bleiben nur wenige Rechte reserviert und die meisten Möglichkeiten gehen auf die Benutzer über. Im einzelnen kann der Copyright-Besitzer nicht die Bedingungen ändern, wenn das Copyright bereits vergeben ist. Deshalb ist bei Open Source Software der Copyright-Besitzer immer irrelevant - aber die Lizenzbestimmungen sind sehr wichtig.

Normalerweise ist der Copyright-Besitzer eines Projekts der momentane Projektleiter oder die unterstützende Organisation. Wird ein Projekt einem neuen Lieter übertragen, so wird dies oft durch einen Wechsel des Copyright-Besitzers signalisiert. Allerdings ist das keine zwingende oder augenblicklich eintretende Regel; viele Open Source Projekte haben mehrere Copyright-Besitzer und es ist keine Instanz bekannt, die daraus rechtliche Probleme macht.

Manche Projekte entscheiden sich, das Copyright auf die Free Software Foundation (FSF) zu übertragen. Dabei gehen Sie davon aus, daß diese ein Interesse daran hat, Open Source Software zu verteidigen und dafür Rechtsanwälte zu Verfügung hat.

3.2 Was qualifiziert eine Lizenz als `Opensource'?

Für Lizenzzwecke können wir mehrere verschiedene Arten von Rechten unterscheiden, die eine Lizenz überbringen kann. Das Recht zum Vervielfältigen und Weiterverbreiten, zum Benutzen, zum Verändern für den privaten Gebrauch und zum Verbreiten der veränderten Kopien. Eine Lizenz kann die Konditionen jedes dieser Rechte einschränken oder erweitern.

Die Open Source Initiative ist das Ergebnis einer großen gedanklichen Übereinstimmung dahingehend, was Software `open source' macht, oder (in einem älteren Ausdruck) `frei'. Ihre unabdingbaren Lizenz-Elemente erfordern:

  1. Ein unbegrenztes Recht der Vervielfältigung muß bewilligt sein.
  2. Ein unbegrenztes Recht der Benutzung muß bewilligt sein.
  3. Ein unbegrenztes Recht der Veränderung für den privaten Gebrauch muß bewilligt sein.

Die Richtlinien untersagen Einschränkungen bei der Weitergabe von geänderter binärer Software; das betrifft die Bedürfnisse von Software-Distributoren, die in der Lage sein müssen, laufenden Code ohne Belastung zu vertreiben. Es gestattet Urhebern zu verlangen, daß veränderter Quellcode als originaler Quellcode plus Patches weiterzugeben ist, um so die Absichten des Urhebers zu verdeutlichen und eine Übersicht aller Änderungen für Andere zu bieten.

Die Open Source Definition (OSD) ist die rechtliche Definition des `OSI-zertifizierten Open Source' (OSI = Open Source Initiative) Zertifizierungszeichens, und außerdem eine so gute Definition von freier Software, wie sie jemals hervorgebracht wurde. Alle Standardlizenzen (MIT, BSD, Artistic und GPL/LGPL) stimmen darin überein (obwohl andere, wie die GPL, andere Einschränkungen besitzen, die Sie verstehen sollten, bevor Sie sie benutzen).

Beachten Sie, daß Lizenzen, die allein nichtkommerzielle Benutzung erlauben, keine Open source Lizenzen darstellen, selbst wenn sie sich mit der Bezeichnung `GPL' oder anderen Standardlizenzen schmücken. Sie verstoßen gegen einzelne Gegebenheiten, Personen oder Gruppen. Sie machen CDROM-Distributoren und anderen, die versuchen, Open Source Software kommerziell zu vertreiben, das Leben zu kompliziert.


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