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11. Das verbleibende 1%

Eigentlich viel mehr als 1% ...

11.1 DOS und Windows Programme ausführen

Ja, man kann bis zu einem gewissen Grad DOS und Windows Programme unter Linux verwenden! Es gibt zwei Emulatoren, die recht gut sind: Dosemu ( www.dosemu.org) und Wine ( www.winehq.com). Letzterer wird mit jeder Release besser und die Liste der funktionierenden Windows-Programme wird immer länger. Es funktionieren sogar Word und Excel!

11.2 tar und gzip verwenden

Unter UNIX gibt es ein paar weitverbreitete Programme, die zum archivieren und komprimieren von Dateien verwendet werden. tar wird verwendet um Archive zu erstellen - es ist ähnlich wie PKZIP oder Winzip, aber es komprimiert nicht, sondern packt nur zusammen. Um ein neues Archiv anzulegen:

$ tar cvf <archiv_name.tar> <datei> [datei...]

Um Dateien aus einem Archiv zu extrahieren:

$ tar xvf <archiv_name.tar> [datei...]

Um den Inhalt eines Archivs aufzulisten:

$ tar tf <archiv_name.tar> | less

Man kann Dateien z.B. mit compress komprimieren, es ist jedoch eigentlich veraltet und sollte nicht mehr verwendet werden. Das gegenwärtig am meisten verwendete Komprimierungsprogramm ist gzip:

$ compress <datei>
$ gzip <datei>

Dies erzeugt eine Datei mit der Endung .Z (compress) bzw. .gz (gzip). Diese Programme können nur jeweils eine Datei auf einmal komprimieren. Zum dekomprimieren:

$ compress -d <datei.Z>
$ gzip -d <datei.gz>

MSL.

Es gibt auch die Programme unarj, zip und unzip (PK??ZIP kompatibel). Dateien mit den Erweiterungen .tar.gz oder .tgz (archiviert mit tar, dann komprimiert mit gzip) sind in der UNIX Welt etwa so verbreitet wie .zip unter DOS/Windows. So listet man den Inhalt eines .tar.gz Archivs:

$ tar ztf <datei.tar.gz> | less

Dateien mit den Endungen .bz bzw. .bz2 sind mit dem Packer bzip gepackt, einem vergleichsweise neuen Kompressionsprogramm, das noch höhere Kompressionsraten bietet.

11.3 Programme installieren

Zunächst erst einmal ist das Installieren von Programmen die Aufgabe von root. Viele Linuxprogramme sind als speziell vorbereitete Archive verfügbar. Das am weitesten verbreitete Format hierfür ist das Red Hat Package Manager Format (RPM), welches von den meisten Distributionen unterstützt wird. Das Kommando um ein solches .rpm Archiv zu installieren ist

# rpm -i archiv.rpm

Viele Distributionen bieten darüber hinaus auch grafische Oberflächen für die Installation dieser Archive. Der Vorteil des RPM Formats ist, daß es eine ausgefeilte Verwaltung aller damit installierten Applikationen bietet, einschließlich Dingen wie eine saubere Deinstallation und eine Überprüfung auf eventuelle Konflikte mit anderen Anwendungen vor der Installation. Detaillierte Informationen sind im deutschen RPM HOWTO zu finden. Andere Distributionen haben andere Formate, wie z.B. Debian mit dem .deb Format.

Viele Pakete sind auch nur im .tar.gz oder .tgz Format verfügbar. Diese werden mit einem

$ tar zxf <archiv.tar.gz>

entweder vom Wurzelverzeichnis / aus entpackt (z.B. die Pakete der Slackware-Distribution) oder von einem speziellen Unterverzeichnis wie z.B. /usr/local/. Die Dateien werden dann automatisch in den richtigen Verzeichnissen entpackt, die (wenn notwendig) gleich miterzeugt werden. Welches Paket wie installiert werden muß, entnehme man der jeweiligen Dokumentation. Am besten man listet sich erst einmal den Inhalt auf und schaut was für Verzeichnisse dabei angezeigt werden. Vorsicht, wenn das Archiv kein eigenes Verzeichnis anlegt, sondern alles in das Verzeichnis entpackt in dem das Archiv steht. In diesem Falle ist es sinnvoll erst einmal ein Unterverzeichnis manuell anzulegen und das Archiv dann dort zu entpacken.

Darüber hinaus werden viele Pakete auch als C- oder C++ - Quelldateien geliefert, die man erst übersetzen muß, um ein ausführbares Programm zu erhalten. In den meisten Fällen genügt (nach dem lesen der README- und/oder INSTALL-Datei des Paketes) ein make im Hauptverzeichnis mit anschließendem make install. Falls das Archiv noch ein Script namens configure enthält, sollte man dieses zuerst ausführen. Natürlich sollte man dafür den gcc oder g++ Compiler installiert haben.

11.4 Nützliche Tips

Zurückscrollen: drücken von SHIFT + Bild hoch (Page up) ermöglicht es, ein paar Seiten des Bildschirminhaltes zurückzuholen, je nachdem, wieviel Videospeicher man hat.

Reset für den Bildschirm: Wenn man mit more oder cat eine Binärdatei auf den Bildschirm ausgegeben hat, kann es passieren, daß der Bildschirm danach völlig unlesbar wird. Um das wieder geradezubiegen, gibt man blind ein reset ein oder diese Folge von Zeichen: echo CTRL-V ESC c RETURN.

Text einfügen: auf der Konsole siehe unten; unter X klickt man in das (z.B. xterm) Fenster und zieht die Maus bei gedrückter linker Maustaste über den Text. Dann in dem Fenster, wo der Text hin soll, die mittlere Maustaste drücken, oder wenn man eine Zweitastenmaus hat, beide Tasten gleichzeitig. Es gibt auch das xclipboard (leider nur für Text) als Alternative (es läßt sich gelegentlich etwas Zeit bei der Reaktion auf eine Benutzeraktion).

Maus nutzen: Zunächst muß man den gpm installieren, einen Maustreiber für die Konsole. Text selektieren wie unter X und dann die rechte Maustaste zum Einfügen drücken (oder auch die mittlere). Dieser Mechanismus funktioniert über mehrere virtuelle Terminals hinweg.

Kernelmeldungen: man kann als root in /var/adm/messages oder /var/log/messages nachschauen, was der Kernel so an Meldungen produziert. Hier stehen auch die Meldungen vom Booten des Systems. Das Kommando dmesg ist hier auch hilfreich.

11.5 Wo es weitere Programme gibt

Wenn Sie jetzt überlegen ob es für Ihre geliebte DOS/Windows-Applikation ein entsprechendes Linux-Pendant gibt, können Sie zunächst auf dem Hauptsite im Internet für Linux-Software nachschauen:

metalab.unc.edu/pub/Linux
Andere gute Quellen sind z.B. die »Linux Applications and Utilities Page« auf
www.xnet.com/~blatura/linapps.shtml
der »offizielle« Linuxsite www.linux.org und freshmeat.net.

11.6 Ein paar Dinge die man nicht machen konnte

Linux kann eine Menge Dinge tun, die unter DOS/Windows entweder gar nicht oder nur umständlich gingen. Hier eine kurze Liste zum »anfüttern«:

11.7 Unter DOS/Windows wie unter UNIX arbeiten

Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt Werkzeuge die eine UNIX-ähnliche Umgebung unter DOS/Windows bereitstellen. Eines ist die Djgpp Suite von

www.delorie.com/djgpp/
für DOS, während Cygwin von www.cygwin.com eine umfangreichere Portierung für Win32 ist. Beide enthalten die gleichen GNU Entwicklungswerkzeuge wie Linux; Sie bieten allerdings nicht die selbe Performance und Stabilität.

Wenn Sie mal einen Eindruck von Linux haben wollen, versuchen Sie Djgpp. Laden Sie die folgenden Dateien herunter und installieren Sie sie (die aktuelle Version war zum Zeitpunkt des Schreibens 2.02): djdev202.zip, bnu281b.zip, bsh1147b.zip, fil316b.zip, find41b.zip, grep22b.zip, gwk303b.zip, lss332b.zip, shl112b.zip.. Installationsanweisungen werden mitgeliefert, und Hilfe findet man in der Newsgruppe

comp.os.msdos.djgpp

Insbesondere die Verwendung der bash unter DOS/Windows bringt frischen Wind in den MS-Alltag. Um das Paket richtig zu konfigurieren, paßt man die mitgelieferte Datei BOOT.BAT an seine konkrete Installation an und kopiert die folgenden Zeilen in die jeweiligen Dateien und stellt sie anstelle der mitgelieferten in sein Heimatverzeichnis (auf der Windows-Partition):

# Dies ist die Datei _bashrc

LS_OPTIONS="-F -s --color=yes"
alias cp='cp -i'
alias d='ls -l'
alias l=less
alias ls="ls $LS_OPTIONS"
alias mv='mv -i'
alias rm='rm -i'
alias u='cd ..'

# Dies ist die Datei _bprof
if [ -f ~/_bashrc ]; then
  . ~/_bashrc
fi
PS1='\w\$ '
PS2='> '
CDPATH="$CDPATH:~"
# stuff for less(1)
LESS="-M-Q"                     # langer Prompt, stumm
LESSEDIT="%E ?lt+%lt. %f"       # Top-Zeile editieren 
VISUAL="jed"                    # Editor
LESSCHARSET=latin1              # Zeichensatz einstellen
export PS1 PS2 CDPATH LS_OPTIONS LESS LESSEDIT LESSOPEN VISUAL LESSCHARSET

11.8 Gebräuchliche Erweiterungen und zugehörige Programme

Man begegnet unter Linux vielen Arten von Dateierweiterungen. Unter Weglassung der ausgefalleneren Varianten (z.B. Fonts u.a.) hier eine Liste, was was ist:

11.9 Konvertieren von Textdateien

Wenn Sie Textdateien zwischen DOS/Windows und Linux austauschen, achten sie auf das Problem der unterschiedlichen Zeilenenden. Unter DOS endet jede Zeile eines Textes mit CR/LF (d.h. ASCII 13 + ASCII 10), während sie unter Linux nur mit LF endet. Wenn Sie unter Linux einen DOS-Text editieren werden die Zeilen wahrscheinlich mit einem seltsamen »M« Zeichen enden. Eine Linux Textdatei erscheint unter DOS als eine einzelne, endlose Zeile ohne Absätze. Es gibt verschiedenen Werkzeuge, die diese Dateien konvertieren, z.B. dos2unix und unix2dos.

Falls Ihr Text Umlaute oder Zeichen mit Akzent enthält, stellen Sie sicher, daß der Text unter Windows (z.B. mit Notepad) geschrieben wurde. Wenn Sie ihn unter DOS schreiben, werden die Zeichen falsch dargestellt.

11.10 Kostenlose Office Pakete

Ja, es gibt solche Office Pakete, die anderswo viel Geld kosten!

StarOffice, von

www.sun.com/staroffice
ist gegenwärtig das umfangreichste Paket. Es ist zwar recht groß und auch etwas langsam, ist aber trotzdem sehr gut und bietet eine Menge Funktionalität, die es in Microsoft Office nicht gibt. Es kann auch Word und Excel Dateien lesen, obwohl die Konvertierung nicht immer hundertprozentig perfekt ist.

Ein weiteres gutes Paket ist Corel WordPerfect, von dem eine ältere (und trotzdem gute) Version zum kostenlosen Herunterladen bereit steht (auf www.corel.com).

Darüber hinaus gibt es noch Koffice, das jedoch noch in Arbeit ist ( www.koffice.org).


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